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Essen wie in der Steinzeit?

Frisches Fleisch mit Gewürzen und Rosmarinblättern liegt auf einem Holzbrett

Mit der sogenannten Steinzeit- oder Paleodiät ist ein neuer Trend in der Ernährung da. Viel Fleisch, Eier, Obst und Gemüse bilden die Grundlagen dieser Ernährung, wohingegen Fertiglebensmittel, Getreideprodukte und Zucker verboten sind.

Umstellung der Ernährung

Verfechter der Steinzeit- bzw. Paleo-Ernährung betonen, dass es sich bei diesem Konzept keineswegs um eine reine Reduktionsdiät handele, sondern um eine Ernährungsumstellung, bei der nur das verzehrt werden darf, was bereits die steinzeitlichen Vorfahren kannten.

Zurück geht der Name auf die Altsteinzeit, die wissenschaftlich als Paläolithikum bezeichnet wird. Diese Altsteinzeit umfasst einen Zeitraum von mehr als 2 Millionen Jahren - in etwa die Spanne von vor 2 Millionen Jahren bis zu etwa 20.000 Jahren vor heute.

Geprägt wurde der Begriff Steinzeitdiät durch Walter Voegtlin, der im Jahr 1975 sein gleichnamiges Buch veröffentlichte. Genauer müsste es jedoch "Altsteinzeitdiät" heißen, da in der Mittel- und Jungsteinzeit sich die Ernährungsweise durch Ackerbau und Viehzucht sowie die Sesshaftigkeit deutlich veränderte.

Durch eine Umstellung auf die Paleo-Ernährung soll eine Verbesserung des Wohlbefindens erreicht werden. So sollen durch diese Ernährungsform Zivilisationskrankheiten vorgebeugt oder bereits bestehende Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck gelindert werden.

Aktuell wird die Diskussion über die Paleo-Ernährung von Stars und Sternchen befeuert. So hat Sänger Tom Jones 2011 die Ernährungsweise berühmt gemacht. In nur fünf Monaten will er mit dieser Kost 15 Kilogramm abgespeckt haben. Inzwischen wird auch über Hollywood-Schauspielerinnen wie Megan Fox, Jessica Biel oder Miley Cyrus berichtet, dass sie sich entsprechend ernähren.

Viel Fleisch

Getreu des Mottos "Iss alles, was natürlich ist" stehen bei der Paleo-Ernährung viel frisches Obst, Eier, Fisch und vor allem viel Fleisch auf dem Speiseplan. Verboten sind dagegen Lebensmittel, die aus Getreide gewonnen werden.

Damit sollte man nicht nur auf Brot und Backwaren, sondern auch auf Nudeln, Reis und Kuchen verzichten. Kekse, Pizza und Burger verbieten sich nahezu von selbst, wenn man der Argumentation folgt, dass Getreide im Endeffekt nur in Zucker umgewandelt wird und keinerlei lebensnotwendige Nährstoffe enthält, die man nur durch Getreide zu sich nehmen kann.

Pizza und Burger verbieten sich aber auch deshalb, weil sie naturgemäß im Paläolithikum noch nicht vorhanden waren. Sie zählen zudem zu den ungesunden und verbotenen verarbeiteten Lebensmitteln.

Verbunden wird die Paleo-Ernährung häufig allein mit dem Fleischverzehr. Dies sieht man beispielsweise in Bebilderungen, bei denen ein Mammut zu sehen ist, verbunden mit der Frage, ob es nun zurück in die Steinzeit gehe.

Es ist jedoch abhängig davon, in welchen Breiten der Mensch im Paläolithikum gelebt hat, ob er sich stark von Fleisch ernährt hat. Funde aus dem niedersächsischen Ort Schöningen erlauben Einblicke in die Speisekarte des vor 300.000 Jahren lebenden Homo heidelbergensis.

Dieser jagte neben Wildpferden und Rentieren auch Mammuts, ernährte sich zudem von Fischen, Muscheln, Vogeleiern, Pilzen, Beeren, Wurzelknollen, Nüssen, Kräutern und Honig. In anderen Regionen kann davon ausgegangen werden, dass der Tisch nicht so reichlich gedeckt war.

Empfohlen und nicht empfohlen

Je nachdem, wie stark man sich nach den Paleo-Richtlinien ernähren möchte, sind unterschiedliche Nahrungsmittel empfohlen bzw. erlaubt und andere verboten. Zu dem bereits genannten Verbot von Getreide und Getreideprodukten kommen auch Milch und Milchprodukte.

Sahne, Quark, Milch, Butter, Joghurt, Käse und Co. werden aufgrund der enthaltenen Laktose und Casein als bedenklich eingestuft. Argumentiert wird dabei mit der genetischen Ausstattung des Menschen, die nicht auf Getreide und Milch vorbereitet sei. Dem widersprechen Kritiker und betonen, dass sich dank einer Genmutation die meisten Europäer längst an den täglichen Milchkonsum angepasst haben.

Zu den verbotenen Lebensmitteln zählen auch Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen oder Sojabohnen sowie sehr stärkehaltige Pflanzen wie Kartoffeln, Erdnüsse oder Mais. Kartoffeln sind laut Paleo nur für Menschen empfehlenswert, die körperlich arbeiten. Alternativ können Süßkartoffeln in geringem Maße verzehrt werden.

Da Erdnüsse zu den Hülsenfrüchten zählen, sind sie im Gegensatz zu Wal-, Para- oder Haselnüssen nicht erlaubt. Zudem ist eine Belastung der Erdnüsse mit Aflatoxin, einem als krebserregend verdächtigten Schimmelgift, besonders hoch.

Auch pflanzliche Fette sind bei der Paleo-Ernährung umstritten. Diesem liegt der hohe Anteil an mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren zugrunde, deren Abbauprodukte entzündungsfördernd sind. Stattdessen werden in der Paleo-Kost gesättigte tierische Fette empfohlen. Außerdem sollte man auf eine Balance zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren achten - also reichlich Fisch verzehren.

Ein wichtiger Aspekt der Paleo-Kost ist auch, auf die Qualität der verzehrten Produkte zu achten: Fleisch von Tieren aus Weidehaltung, Eier von freilaufenden Hühnern, Gemüse, Obst und Kräuter in Bio-Qualität werden angeraten.

Kritik am Paleo-Konzept

Während der Verzicht auf (zu viel) Zucker, Fertigprodukte und Alkohol von den meisten Experten als positiv gesehen wird, gibt es insbesondere am grundlegenden Konstrukt der Steinzeit-Diät viel Kritik.

So wird vor allem bemängelt, dass es keine "typische altsteinzeitliche Ernährung" gegeben habe. Je nachdem, was Umwelt und Jagdglück gerade zu bieten hatte, war die Kost äußerst unterschiedlich. Daher mussten unsere Vorfahren als Jäger und Sammler vor allem anpassungsfähig sein.

Fraglich ist auch, ob es sinnvoll ist, vollständig auf Getreide und Milchprodukte zu verzichten. Ernähren sich doch beispielsweise die ostafrikanischen Massai zu 60 bis 90 Prozent von Zeburindmilch, ohne damit erhöhte Krebsrisiken oder Lebensmittelallergien aufzuweisen. Allein ein seltenes Auftreten von Karies ist positiv zu bemerken.

Kritik wird auch an der erhöhten Aufnahme von Eiweiß laut. Empfohlen werden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht - für einen Menschen, der 70 Kilogramm auf die Waage bringt, sind dies 56 Gramm Eiweiß täglich.

Mit der Paleo-Kost wird der Trend, deutlich mehr Eiweiß als empfohlen zu verzehren, noch weiter unterstützt. Durchschnittlich sind es bereits ohne Paleo etwa 100 Gramm täglich, die verzehrt werden, richtet man sich vollständig nach den Vorgaben der Steinzeit-Kost, kommt man auf etwa 130 Gramm pro Tag.

Die Abbauprodukte von Eiweiß begünstigen jedoch die Entstehung von Arteriosklerose, der gefürchteten Adernverkalkung. Wer zu viel Eiweiß verzehrt, riskiert, seinen Körper mit Harnstoff, Harnsäure und Schwefel zu überlasten. Dies gilt vor allem dann, wenn zu wenig getrunken wird.

Bildquelle Nitr/stock.adobe.com

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